Was hat es eigentlich mit Weiblichkeit und Männlichkeit auf sich? Ist das die Zementierung alter Rollenklischees? Oder sind wir gerade dabei, dass sich die Polaritäten mehr und mehr auflösen? Was können wir Frauen und Männer gewinnen, wenn wir verbunden sind mit unseren weiblichen und männlichen Energien, die in unserem Körper wirken? Diese Fragen stellen uns die SeminarteilnehmerInnen direkt oder indirekt immer wieder. Wir sind den Antworten auf diese Fragen in unserer Begleitung von Menschen mit tantrischer Berührung und Massage täglich auf der Spur.
Meine eigene Erfahrung mit Weiblichkeit
Vor Kurzem weilte ich selber wieder mal in einem Seminar zum Thema Weiblichkeit. Ich vertiefte meine über die letzten Jahre gemachten Erfahrungen sowie das, was ich in meiner Arbeit weitervermittle. Ich erlebte in diesen Tagen viel Stille, mir selber lauschen, tiefgehende Körperarbeit und vor allem meinen Körper von innen spüren. Was macht uns weiblich, was ist Weiblichkeit, war unter uns Frauen die grosse Frage! Ich erfuhr es einmal mehr intensiv an mir selber: Weiblichkeit ist nichts was ich machen muss oder kann. Ich habe eine weibliche Ausstrahlung und bekomme einen Zugang zu meiner weiblichen Energie, wenn ich in meinem Körper wohne, meinen Körper von innen heraus wahrnehme und ihn wertschätze. Dann werde ich in mir besser verankert, selbstbewusster und entspannter. Dann kann ich auch meine eher männlichen Aspekte leben und bleibe trotzdem mit meiner weiblichen Seite verbunden.
Das bestärkte und bestätigte meine bisherigen Erfahrungen in der Begleitung von Menschen, sei es in den Seminaren oder in meiner Praxis. Wenn wir unseren Körper, Männer genauso wie Frauen, weg von Vorstellungen, Rollenklischees und Erwartungen von innen heraus bewusst spüren und diesen Körper anfangen wirklich zu bewohnen, nehmen wir die weibliche und männliche Energie in uns wahr – sie werden verkörpert und (er)lebbar.
Rückverbindung zum Boden und Körper
Der Körper ist und bleibt unsere Basis. Wir wurden in ihn hineingeboren auf diese Erde. Im Verlaufe unserer Entwicklung und in unserer Gesellschaft verlieren wir den Kontakt zum Körper immer mehr, weg vom Spüren ins Denken! Die gesellschaftliche Entwicklung, die sich zusehends mehr technisch und digital orientiert, tut gut daran, den Kontakt zum Boden und zum Körper nicht zu verlieren. In all diesen schnellen und grossen Entwicklungsschritten, die wir in den letzten Jahren gemacht haben und die gerade im Gange sind, ist die Rückverbindung zum Boden und zum Körper ein ganz wichtiger Aspekt, damit die Entwicklung für uns persönlich und auch zum Wohle von uns allen wird.
Den Körper von innen heraus spüren
Du fragst dich vielleicht, was dies jetzt mit Weiblichkeit und Männlichkeit sowie tantrischen Massagen zu tun hat? Um vom Denken ins Spüren zu kommen, um den Körper wirklich von innen heraus wahrzunehmen, sind wir aufgefordert bewusster zu werden und somit auch langsamer. Die Wahrnehmung im Körper ist langsamer als unser Denken und das ist eine Herausforderung in unserer schnellen Leistungsgesellschaft. Genau da setzen unsere tantrische Berührung und Massage an. Es geht nicht darum möglichst lustvoll, intensiv oder gar erleuchtet zu sein, sondern um Bewusstheit, Achtsamkeit und Verbundenheit im Körper: entschleunigen, mit dir selber in Kontakt treten, deinen Körper wirklich innen drin spüren, den Verletzungen und daraus entstanden Verhaltensmustern auf die Spur kommen, die über den Körper und die Gefühle erlebbar werden – und sie dadurch heilen. Das lässt dich als das (sexuelle) Wesen wahrnehmen, das du bist und weniger was du tun oder sein solltest.
Heilung zwischen weiblich und männlich
Eine eindrückliche Erfahrung diesbezüglich erlebten wir vor kurzem einmal mehr in unserer Jahresgruppe Berührung und Massage. Im zweiten Modul verbrachten wir Zeit nur unter Frauen und unter Männern. Vielleicht erscheint das für die einen oder anderen als ungewohnt oder sogar altmodisch, doch wir sind immer wieder berührt davon, welche bestärkende, verbindende und öffnende Erfahrungen dies ermöglicht. Obwohl wir als Männer und Frauen beide Energiepole in uns tragen, macht es einen Unterschied in unserem Erleben, ob wir in einen männlichen oder weiblichen Körper hineingeboren wurden. Die Erlebnisse damit, all die Fragen, die positiven und herausfordernden Aspekte mit Menschen des gleichen Geschlechts zu teilen und zu erforschen, schenkt eine bestärkende Verbundenheit. Wenn die Frauen und Männer aus dieser Kraft und Verbindung heraus wieder zusammenkommen und sich achtsam und absichtslos am ganzen Körper berühren, entsteht eine Atmosphäre, in der sich die Magie von Achtung, Wertschätzung und letztlich von (sexueller) Heilung zwischen Mann und Frau/männlich und weiblich kreiert.
Ob klar weiblich, männlich oder fluide in deiner körperlich sexuellen Identität: die Verankerung im eigenen Körper und daraus heraus leben, lässt dich deine Beziehungen, deine Sexualität, den Kontakt zu deinen Kindern und nicht zuletzt auch deine Arbeit selbstbewusster, klarer, verbundener und bewusster gestalten.
Barbara
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